Die Geschichte des Rittergutes Dornheim

Nach einem Bericht von Conrad v. Witzleben-Wurmb, 

mit Ergänzungen aus einem Artikel von Thomas Bienert (Thüringer Allgemeine)

Östlich von Arnstadt liegt der kleine beschauliche Ort Dornheim. Mit seinem Namen können besonders Musenfreunde etwas anfangen, denn in der Dorfkirche heiratete einst Johann Sebastian Bach. Fast in Vergessenheit geraten ist hingegen das einst unweit des Gotteshauses stehende Schloss.
Dornheim wird schon 948 erwähnt. Das Rittergut war der Stammsitz einer Familie v.Dornheim, die im 14.Jahrhundert ausstarb. Im Jahre 1553 erwarb der schwarzburgischen Amtmann Christoph von Enzenberg das Lehen und erbaute das Rittergut. Sein Sohn Melchior ließ bei seinem Erbantritt im Jahre 1587 das so genannte Gelbe Haus, welches mit Wassergraben und Zugbrücke ausgestattet war, aufführen. Eine Tafel mit Wappen und Inschrift über dem Eingangsportal kündete davon. Die Wände des Gutshauses waren gelb verputzt und mit weißen Eckquadern abgesetzt. Die Fenster rahmten grüne Läden, und man hatte sie im Rokoko mit Stuckornamenten bekrönt. Das schiefergedeckte Dach hatte etliche Gaupen. 

Der etwa quadratische Gutshof wurde von einem großen Misthaufen beherrscht. Das Karree prägte im Osten das "Große Haus", wie wir es nannten, im Norden stand das Schweizerhaus - angeblich das ehemalige Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert. Die anderen Begrenzungen bildeten Pferdestall, Inspektorhaus und Kuhstall. Der Betrieb hatte 550 Morgen unter dem Pflug mit sehr guten Böden. In historischer Zeit war die Haupterwerbsquelle der Anbau des Färberwaids. 

Nach Melchiors Tod verwaltete dessen Witwe den Besitz. Da sich erhebliche Schulden angehäuft hatten, veräußerte sie im Jahre 1598 Teile des Erbes an den reichen Arnstädter Weinhändler Georg Breithaupt. Bis 1647 hielt die Enzenberger Familie Anteile am Dornheimer Besitz. Das Gut kam um 1800 durch Kauf in die Hand unserer Vorfahren als Friedrich Gotthardt Bertuch (1735-1806) den Besitz erwarb. Er gehörte zur weit verzweigten Familie des bekannten Weimarer Verlegers, Schriftstellers und Zeitgenossen Goethes Friedrich Justin Bertuch (1747-1822).

Später während der Kämpfe gegen Napoleon trafen sich bei Dornheim die verbündeten gegnerischen Herrscher, um die weitere Strategie abzustimmen. Darum übernachtete hier im Schloss am 26. Oktober 1813 der habsburgisch-österreichische Kaiser Joseph Karl Franz. Eine Gedenktafel erinnerte einst daran. Die Tochter Bertuchs heiratete den umtriebigen Arnstädter Unternehmer Christian Gottfried Schierholz (1787-1851), welcher alsbald eine Schnapsbrennerei, Käserei und Essigfabrik im Rittergut gründete. Im Jahre 1820 übernahm er die Porzellanmanufaktur in Plaue und verlegte deren Produktion zeitweise nach Dornheim. Über unsere Urgroßmutter Helene Schierholz, die Job v.Witzleben auf Angelroda heiratete, gelangte Dornheim in die Witzleben'sche Familie. 

1936 wurden unsere Eltern vom kinderlosen Besitzer, Bruder unserer Großmutter, adoptiert und nahmen den Namen „von Witzleben-Wurmb" an. Sie bewirtschafteten Dornheim von 1936 bis 1945. 

Den Krieg überstand Dornheim unversehrt. Am 25. Juli 1945 wurde Alfred v. Witzleben-Wurmb durch die sowjetische Militäradministration inhaftiert und starb später in einem der berüchtigten Lager. Eben in jener Zeit hatte man auch eine aus dem Osten vertriebene befreundete Adelsfamilie aufgenommen. Deren erneut drohende Verhaftung nahm ein schreckliches Ende: Das Ehepaar und dessen drei Kinder nahmen sich in der Nacht des 22. August das Leben. Die Frau Alfred Adalberts, Clementine, und ihre drei kleinen Kinder wurden schließlich auf Anweisung der russischen Behörden am 25. Oktober vertrieben. Danach stand das Schloss leer und wurde geplündert. In einer Notiz der Museumsverwaltung Arnstadt von 1947 berichtet man von der starken Verwüstung des Schlosses. Die wenigen übrig gelassenen Inventargegenstände wurden noch im gleichen Jahr für das Museum gesichert. Anfang 1948 wurde das Schloss abgebrochen. Nur alte Abbildungen und die Grundmauern erinnern an diese dramatische Geschichte.

 

30.10.2004